Farbe: Graphitschwarz metallic
EZ: 6/2012
km-Stand: 1.248 km (Abgabe)
gefahrene Strecke: 658 km
Nutzungsprofil: 10% Stadt / 40% BAB (140-200km/h) / 40% Überland
Verbrauch: 13,3l/100km
Leistung: 325PS
Drehmoment: 435Nm
Hubraum: 2,8l V6-Turbo
0-100km/h: 6,5s
Vmax: 265km/h
LP (Testwagen): 58.825€
Ausstattung:
- 20" Leichtmetallräder Y-Speiche
- Lederausstattung
- OPC Unlimited Paket (aerodynamische Verkleidungen am Unterboden, Aufhebung der Vmax-Begrenzung, OPC-Brembo Bremsanlage)
- Parkpilot vorn und hinten
- Infinity Soundsystem
- Handyvorbereitung mit Blutooth
- 230V Steckdose in Mittelkonsole im Fond
- Zwei-Zonen Klimaautomatik
- Diebstahlwarnanlage
- Reifendruckkontrollanzeige
- el. Schiebedach
etc.
Karosserie / Innenraum:
Wer sich gerne mit dem Thema Tuning beschäftigt, die Marke Opel vergöttert und ein Fahrzeug sucht, dass für den Alltag gewabnet ist, für den bietet das Opel Performance Center (OPC) die Familienlimousine Insignia in besonderes sportlicher Form an. Äußerlich macht der Rüsselsheimer schon einen sehr stattlichen und schweren Eindruck. Durch die weit ausgestellten Radhäuser und Tieferlegung wirkt der Insignia OPC wie ein Sumoringer in der Hocke vor Kampfbeginn.
Die Front wird von silbern eingefärbten Lufteinlässen geprägt, die wie Vampirzähne bei näherem betrachten wirken. In Verbindung mit dem LED-Tagfahrlicht sorgt der OPC so für den standesgemäßen Auftritt auf der linken Spur der Autobahn und beim nächsten Wörthersee, ähh Oschersleben Treffen... Die Seitenlinie stellt bis auf die schönen 20" Leichtmetallräder keine Besonderheit da, so dass der nächste Blick der Heckpartie gilt. Diese bleibt ebenfalls recht unauffällig und wird nur von einem kleinen Heckspoiler in der Heckklappe und den eckigen, silbern eingefassten Auspuffendrohren dominiert. Das normale Insigniamodell von der Stange ist somit immer gut erkennbar, wenn auch gleich an der Front die größten Veränderungen statt gefunden haben.
Im Innenraum erwarten Fahrer und Beifahrer wunderschöne Recaro-Ledersportsitze, die einen sehr guten Halt bieten und auch optisch wunderbar passen. Das Leder fasst sich wirklich sehr gut an und hat der Fahrer einmal in den Sitzen platz genommen, entsteigt er diesen auch nach längeren Etappen ohne Schmerzen. Das Cockpit selbst entspricht dem Serienmodell praktisch 1:1, jedoch gibt es 2 zusätzliche Schalter, ein eigenes Lenkrad und Schaltwippen für das Automatikgetriebe. Die Verarbeitung wirkt sauber, die Materialanmutung ist gut, allerdings nervte das Testfahrzeug mit starken Knarzgeräuschen aus dem Bereich der Mittelkonsole um den Schalthebel herum und zudem knarzte die Plastikverkleidung am Lenkradkranz stetig. So hinterlässt der Insignia hier ein eher schlechtes Bild, da nach kurzer Zeit sich auch noch der Schalter für die Innenraumüberwachung aus seiner Verankerung am Dachhimmel löste und dem Fahrer entgegen hing.
Die Platzverhältnisse sind auf den vorderen Plätzen großzügig, allerdings nervt die sehr breite Mittelkonsole ein wenig, da das Knie dort oft gegen stößt. Im Fond ist der Fußraum sehr freizügig, was jedoch nicht für die Kopffreiheit gilt. Auf Grund der stark abfallenden Dachlinie fühlen sich Personen über 1,8m sehr unwohl und stoßen schnell mit dem Kopf am Dachhimmel an.
Der Kofferraum bietet ausreichende Platzverhältnisse, wenn gleich der Laderaum eher tief ist als mit Ladehöhe zu glänzen. Die Heckklappe schwenkt extrem weit nach oben, was durchaus sehr schnell in niedrigen Parkhäusern zu unliebsamen Kontakt mit der Decke führt und so unansehnliche, tiefe Kratzer im Lack verursacht.
Das Bedienkonzept des Insignia ist leider sehr unglücklich geraten, da Opel im Innenraum erstens zu viele Schalter verbaut hat und zweitens diese sehr unüberlegt verteilt hat! Zudem ist die Bedienung durch zwei fast identische Dreh- und Drückknöpfe unnötig verkompliziert. Der eine Schalter befindet sich in der Mittelkonsole, der anderen hinter dem Schalthebel in etwas ungünstiger Grifflage. Das Navigationssystem arbeitet nach etwas längerer Eingewöhnungsphase sehr gut und genau, das aufpreispflichtige Infinity-Soundsystem konnte jedoch auf keiner Linie überzeugen. So bot es einfach zu wenig Klang, kaum Einstellmöglichkeiten und akustisch war es auch keine Offenbarung. Eine Koppelung des Handys mit dem Infotainmentsystem klappte gut und die Sprachqualität der Freisprecheinrichtung war ebenfalls gut.
Was Opel wirklich sehr gut gelungen ist, ist das so genannte AFL+ Licht. Das adaptive Xenon-Licht bietet eine absolut hervorragende Ausleuchtung in der Nacht mit toller Reichweite im Abblendlichtmodus. Der Fernlichtassistent hingegen arbeitet nicht zuverlässig und darf getrost weiterschlafen
Motor / Getriebe:
Unter der breiten und schweren Stahlmotorhaube arbeitet ein 2,8l V6 Motor, der von einem Turbolader zwangsbeatmet wird. Laut Hersteller entwickelt der Motor stattliche 325PS und 435Nm Drehmoment. Die Kraft wird über ein 6-Stufen Automatikgetriebe an alle 4 Räder geleitet was für stattlichen Vortrieb im Alltag sorgen sollte ...
Trotz des stattlichen Hubraums von 2,8l entwickelt der Motor im unteren Drehzahlbereich bis etwa 2.400U/min kaum Kraft. Der Turbolader greift zudem sehr sanft ein und scheint hier ebenfalls kaum zu wirken, außer nach einem Schaltvorgang, wo der Motor in ein kleines Turboloch fällt. Beim ausdrehen ist der Motor zudem sehr unelastisch und scheut eher die oberen Drehzahlbereiche, so dass der Fahrer schon frühzeitig zum Schalthebel greift und manuell die nächste Gangstufe einlegt. Im Alltag fährt sich der OPC Insignia sehr unauffällig und ruhig, wenn da nicht das Automatikgetriebe wäre, dass die Gänge unnötig lange hält so gerne mit 2.500-3.000U/min durch die Lande fährt, als ein bis zwei Gänge hinauf zu schalten und ruhig dahin zu gleiten. Will der Fahrer das Potential des OPC einmal komplett ausloten, heißt es im Prospekt er solle dazu den OPC-Button drücken und das gesamte Leistungsspektrum dieses "Ausnahmesportlers" könne dann erlebt werden. Was sich dann jedoch tun soll nach drücken des OPC-Knopfs erschließt sich mir nicht. Ja, das Fahrwerk ist nun bretthart und die Beleuchtung des Instrumentenkombi wechselt auf die Farbe rot, aber mehr passiert da dann auch nicht. So spricht das Triebwerk nicht direkter an oder die Automatik wechselt schneller die Gänge, nein davon passiert leider nichts! Hmm, vllt ist da ja noch der Sound, der den OPC auszeichnet...?! Zunächst werfe ich einen Blick in den Herstellerkatalog des OPC und finde dort zum Motor- und Auspuffklang folgendes:
"Für den zum Auftritt passenden „Soundtrack“ ist ebenfalls gesorgt:
Was die Hochleistungsabgasanlage von Remus an Klangbildern erzeugt, ist Musik in Kennerohren – extra komponiert von den OPC Akustikspezialisten."
Ähm, liebe Opelaner, ich weiß nicht was ihr euch da angehört habt, aber Klangbilder (!!) produziert der OPC in keiner Weise! Er brummt einfach konstant und immer gleich. Das ist ehrlich gesagt alles und einfach zu wenig. Remus ist eigentlich ein Hersteller, der wirklich tolle Auspuffklangbilder komponieren kann, aber in diesem Fall ist es wohl ein Reinfall auf ganzer Linie. Zu Beginn klingt der OPC ja wirklich interessant, aber wenn man den Wagen dann etwas länger bewegt hat, stellt man schnell fest, wie monoton der Klang des Antriebs ist.
Nun stellt sich der geneigte Leser sicherlich die Frage, was an diesem Antrieb also gut ist. Ist es dann die Ökobilanz?! Hmm, leider ist auch dies nicht die Stärke des OPC. So verfeuert der Rüsselsheimer den fossilen Brennstoff in seinem 70l-Kraftstoffbehälter selbst bei zurückhaltender Fahrweise unverschämt ungezügelt. Wer den Wagen auf der BAB oft über 140km/h fährt schafft Verbräuche unter 14l sicherlich nicht, sondern nähert sicher eher der 16-18l-Grenze! Im Alltag mit wechselndem Einsatzgebiet und gemischter Fahrweise kam ich so auf einen inakzeptablen Wert von 13,3l/100km!
Es gibt jedoch einen Vorteil, den der Opel Insignia OPC allen Tunerfans und Tempojunckies bietet => er darf ohne elektronische Abregelung rennen, was in diesem Fall 265km/h bedeutete.
Fahreigenschaften:
Kommen wir zum eigentlichen Kapitel des OPC, in dem er sich wirklich gut behaupten kann. Das Thema Fahrwerk! Hier haben die Rüsselsheimer dem Insignia schon in der Basis ein tolles und ausgewogenes Fahrwerk mit gegeben, welches durch das Performance Center noch einmal etwas fein geschliffen wurde. Der OPC liegt wunderbar satt auf der Straße und bietet im normalen Modus einen erstaunlich guten Federungskomfort. So sprechen die Dämpfer auf schlechten Pisten sauber an und geben nur grobe Unebenheiten merklich an den Innenraum weiter. Selbst Querfugen meistert der Opel souverän. Erst im SPORT- oder OPC-Modus ist schluß mit Komfort und die Limousine poltert deutlich und ungeniert über jeden kleinen Kieselstein. Im Alltag bietet sich so der normale Modus an, denn selbst mit den riesigen 20" Rädern ist hier der Restkomfort optimal gelöst.
Soll es einmal schneller durch die Lande gehen stolpert der OPC über ein nicht zu verachtendes Problem, sein Gewicht! Der OPC wiegt leer stattliche 1.810kg, die sich alleine schon durch Automatik, schweren Graugußmotor und Allradantrieb erklären. Zudem setzt Opel nicht auf leichte Materialien, was etwa die schwere Stahlmotorhaube zeigt. Scheucht man also die schwere Limousine über eine kurvige Landstraße schlägt sich der OPC eigentlich ganz passabel. Kaum Seitenneigung in Kurven, gutes Einlenkverhalten und saubere Traktion machen ihn gut beherrschbar. Tastet man sich dann etwas an das Limit des Fahrwerks heran, schiebt der Wagen schnell über die Vorderräder hinweg und die sonst um die Mittelage gut ansprechende Lenkung wird zunehmen indirekt und schwammig. Gerade bei schnellen Richtungswechseln schafft es die Lenkung nicht mehr dem Fahrer eine direkte Verbindung zur Straße zu bieten. Die Servounterstützung ist dann deutlich zu hoch und eine saubere Linie nur bedingt fahrbar.
Auf der Autobahn zeigt das Fahrwerk dann wieder seine Vorzüge und so liegt der OPC dann bei SPORT wunderbar ruhig auf der Straße, so dass höhere Tempi auch gut fahrbar sind.
Ein Lob verdient die Brembo-Bremsanlage. Sie bietet sehr gute Verzögerungswerte und einen gut definierten Druckpunkt, wodurch sie ein stets sicheres Gefühl dem Fahrer vermittelt.
Fazit:
Was bleibt nun alles fest zu halten?
Der Opel Insignia OPC bietet einen optisch krawalligen Auftritt, einen Antrieb der nicht mehr zeitgemäß und langweilig ist und ein Fahrwerk, das mehr könnte, es jedoch auf Grund des hohen Gewichts des Fahrzeugs nicht kann.
Knapp 60.000€ sind eine Menge Holz für ein so unausgewogenes Fahrzeug, welches leider nur für eingefleischte Opel-Fans einen Kauf wert sein dürfte...