Hallo zusammen,
letztes Wochenende konnte ich die neue C-Klasse von Mercedes-Benz testen. Ausnahmsweise mal nicht hier im Ruhrgebiet, sondern in Erfurt, somit passend zum STT Ost.
Eines ist klar: Die C-Klasse soll Mercedes in der Premium-Mittelklasse wieder nach ganz oben bringen (aktuell Platz 2) und den aktuell sehr starken 3er BMW vom Thron stoßen.
Ob das klappt wird nur die Zeit zeigen können, aber ob die neue C-Klasse dazu in der Lage ist lässt sich bereits heute klären.
Anmietung & Abgabe
Nach Stunden des Regens auf der Anreise, hatte ich in Erfurt gerade eine trockene Lücke zur Abholung erwischt. Die Station wusste bereits, dass ich komme und auch die - dem Stau geschuldete - Verspätung von ca. 1,5 Stunden war kein Problem. Also fix nochmal die Daten durchgegangen, Führerschein und Perso vorgezeigt und den Mietvertrag mit den 900 Inklusivkilometern und 2500€ SB unterschrieben. Dann noch schnell ans Kartenterminal die 1000€ Kaution blocken und den Mietpreis von 129€ für's WE abbuchen. AMEX war hierbei kein Problem
Während ich am Kartenterminal mit einer Mitarbeiterin das monetäre veranlasste, wurde der Wagen bereits vom überaus freundlichen Mitarbeiter vorgefahren. Draußen einmal zusammen kurz ums Auto geschaut, aber nichts gefunden. Dass das Auto nass war wurde zur Kenntnis genommen. Generell wirkte die Übergabe recht locker, und es wurde auch darauf hingewiesen, dass man Steinschläge etc. nicht berücksichtigt, so soll das sein.
Die Abgabe am Sonntag via Nachteinwurf war ohne Probleme möglich, dass das bei Autohäusern nicht immer üblich ist, durfte ich in der Vergangenheit lernen. Die Rechnung kam vor ein paar Tagen per Post, neue Schäden wurden keine gefunden und die Km stimmten auch überein. Die letzte Tankquittung wurde nicht verlangt, ich habe aber natürlich pflichtbewusst an der Tankstelle 500m weiter nochmal aufgefüllt.
Insgesamt bin ich mit dem Service und der Anmietung bei MB-Rent in Erfurt sehr zufrieden. Alles lief so wie man es erwartet, das Fahrzeug war gründlich gereinigt sowie ohne Werbeaufkleber und der Preis ist für ein gebuchtes Modell auch in Ordnung. Hier im Westen sind die normalen Angebote etwas schlechter, vor allem was die Inklusivkilometer betrifft.
Der neue Stern am Autohimmel
Bei dem gefahrenen Modell handelt es sich um die 5. Generation der C-Klasse von Mercedes-Benz, intern als Baureihe 206 bezeichnet. Sie ersetzt den Vorgänger, die Baureihe 205, welche bereits 2014 Premiere feierte. Die 7-Jahres Zyklen sind bei Mercedes-Benz die Regel, auch die neue C-Klasse soll eben diese 7 Jahre im Markt bleiben, Modellpflegen natürlich inkludiert.
Vorgestellt wurde die neue C-Klasse im Februar diesen Jahres als Limousine (W206) und T-Modell (S206). Seit Juni steht die neue C-Klasse bei den Händlern. Coupé (2022) und Cabrio (2023) sollen folgen.
Aktuell sind bereits viele der möglichen Antriebsvariationen bestellbar, die Plugin-Version C300e sollte in den nächsten Tagen und Wochen bestellbar sein. Die Diesel-Hybrid Version wahrscheinlich gegen Ende 2021. Bei den klassischen Verbrennern setzt Mercedes weiterhin auf Benzin und(!) Dieselmotoren. Als Benziner stehen aktuell der C180 (170PS), C200(204 PS) sowie der C300 (258 PS) bereit. Als Selbstzünder bietet Mercedes den C200d (163 PS), C220d (200 PS) und den C300d (265 PS) an. Alle Motoren sind über einen Integrierten Starter-Generator (ISG) zwischen Motor und Getriebe elektrifiziert, welcher kurzzeitig 20 PS Mehrleistung erbringen kann. Geschaltet wird immer mit dem Mercedes-eigenen 9-Gang Automatikgetriebe. Im Standard wird die Kraft an die Hinterachse übertragen, optional gibt es für die stärkeren Modelle (ab C200 & C220d) den 4-MATIC Allradantrieb. Zukünftig soll es auch AMG Versionen der C-Klasse geben, diese werden aber ebenfalls nur mit 4-Zylinder Motoren sowie E-Motoren bestückt sein und die Kürzel C43e und C63e tragen.
Das Fahrzeug, um welches sich dieser Bericht dreht, ist als C300d dementsprechend die aktuell leistungsstärkste Version der C-Klasse. Angetrieben werden nur die Hinterräder, die Allradvariante dieses Antriebs ist er seit Juni bestellbar und soll in diesem Monat zu den Händlern kommen. Zum Anmietzeitpunkt hatte das spezifische Fahrzeug bereits knapp 8000km hinter sich gebracht. Konkurrenten zu dieser Version der C-Klasse sind der BMW 330d und Audi A4 50 TDI, auch wenn diese (noch) aus 6 Zylindern befeuert werden.
Technik
Hinter der Bezeichnung 300d steht wie bereits bekannt der OM654-Motor. Hier in der Version mit 2 Litern Hubraum und längs eingebaut. Dieser wurde dezent überarbeitet und mit einer neuen Kurbelwelle versehen, welche den Hub und damit auch den Hubraum leicht erhöht. Dazu gesellen sich zwei wassergekühlte Turbolader jeweils mit VTG, welche nach dem Prinzip Biturbo arbeiten.
Dazu wird nun ein ISG zwischen Motor und Getriebe verbaut. Dieser unterstützt beim Beschleunigen und ermöglicht längeres Segeln mit ausgeschaltetem Verbrenner. Rein elektrisches Fahren ist nicht möglich. Das angeflanschte 9-Gang Automatikgetriebe von Mercedes selbst ist hinlänglich bekannt und operiert auf einer Ebene mit dem ebenfalls sehr guten 8-Gang ZF Getriebe.
Mit der neuen Version der C-Klasse sind sowohl 6-Zylindermotoren als auch die optionale Luftfederung entfallen. Dafür stattet Mercedes die Plugin-Varianten serienmäßig mit einer Luftfederung an der Hinterachse aus. Das T-Modell ist ebenfalls serienmäßig luftgefedert an der Hinterachse.
Neu ist zudem die optionale Hinterachslenkung, die in diesem Modell leider nicht verbaut war. Der Einfluss dürfte allerdings recht gering sein, der Wendekreis reduziert sich lediglich um 40cm auf 10,6m. Der Einschlag der Hinterräder ist mit 2,5 Grad auch deutlich weniger stark als bei der S-Klasse, welche ihre Hinterräder um bis zu 10 Grad einschlagen kann. Einzig das Fahrverhalten auf der BAB könnte bei Spurwechseln noch fahrstabiler sein, dass ist allerdings nur eine Vermutung.
Als optionales Extra haben wir in diesem Modell das neue Digital Light verbaut, eine weitere Evolutionsstufe im Bereich der Lichttechnik. Im Standard sitzen hier mittlerweile aber auch - endlich - LED-Scheinwerfer, die Halogenbirnen des Vorgängers sind Geschichte. Das Digital Light ist bereits aus der neuen S-Klasse bekannt. Hierbei wird pro Scheinwerfer eine LED mit hoher Leistung genutzt. Über ein Modul mit 1,3 Millionen Mikrospiegeln wird das Licht danach entsprechend gebrochen. Somit soll es möglich sein, Gegenverkehr noch "sauberer" auszublenden. Zusätzlich sollen Symbole direkt auf die Fahrbahn projiziert werden können. In der Praxis konnte ich das Digital Light leider nur kurz testen. Das Ausblenden funktionierte zuverlässig, wobei der Härtetest in Form von LKWs auf der Gegenfahrbahn einer Autobahn (somit nur die oberen Positionslichter sichtbar) nicht getestet werden konnte.
Exterieur
Von außen gleicht Mercedes die Modelle immer weiter an. So dürfte es vielen bereits schwer fallen C-/E- und S-Klasse zu unterscheiden. Technisch basieren diese 3 Autos auch auf demselben MRA II Baukasten. Vorne dominiert nun der Zentralstern im "Sharknose"-Grill. Ein Stern auf der Haube entfällt mit dieser Version dafür erstmals in dieser Klasse und bleibt E- und S-Klasse vorbehalten. Im Ganzen wirkt die neue C-Klasse reduzierter, keine unzähligen Linien, keine "breiten Schultern". Alles sehr dezent und stilsicher. Dabei blicken wir hierbei auf die AMG-Line, welche neben etwas schärfer gezeichneten Linien im Bereich der Stoßfänger und Schweller auch den in meinen Augen deutlich schöneren Grill mit Liebe zum Detail mitbringt.
Zusätzlich sind die 18" Felgen im AMG Paket inkludiert. Generell finde ich die Idee den Stern in ganzer Größe zu zeigen und dann Verkleidungen - zur Verringerung des Luftwiderstands(?) - anzubringen nicht unbedingt verkehrt. Uns fehlt hierbei aber leider das optionale Night-Paket, welches neben der Privacy-Verglasung auch schwarze Blenden bei den Felgen beinhaltet. Dieses Grau ohne Night-Paket fällt schon sehr stark auf und lässt die Felgen in meinen Augen hässlicher wirken als sie es eigentlich sind.
Am Heck finden sich ebenfalls neue LED-Rückleuchten. Auch diese sehen nun ähnlich zu denen aus E- und S-Klasse aus. Ich finde sie recht schön, aber ich konnte die Heckleuchten des Vorgängers auch wirklich nicht mehr sehen. Highlight waren für mich damals die Sternenstaub-Rückleuchten aus der E-Klasse, welche mit dem Facelift dieser aber (leider) entfallen sind.
Weiter unten finden wir die Mercedes-typischen Fake-Auspuffblenden. Immerhin ist das Plastik nun etwas weiter hineingesetzt, sodass es nicht sofort ins Auge springt. Ich finde diese Entwicklung trotzdem schade und falsch.
Insgesamt wirkt die neue C-Klasse von außen dezent, modern und innovativ. Der Vorgänger wirkt mittlerweile alt, vor allem aufgrund der Lichtsignatur. Die neue C-Klasse ist zudem erwachsen geworden (mehr Radstand). Die Unterschiede zur E-Klasse - sowohl optisch als auch größentechnisch - sind mittlerweile verschwindend gering. Es ist soweit, dass man sich wirklich fragen muss, ob es Sinn macht, sich für eine E-Klasse zu entscheiden. Zuletzt ein kleines Mitratespiel, im folgenden seht ihr Bilder von C- und E-Klasse, z.T. mit einem BMW 5er als Vergleich. Wer steht wo?
Interieur
Innen entschied sich Mercedes eher zu einer Revolution statt Evolution. Gut so, das alte Interieur war auch langsam in die Jahre gekommen und das aufgesetzte Tablet hat zumindest mir nie gefallen. Dazu gibt es nun endlich das MBUX (der zweiten Generation) in der C-Klasse. Das Design des Innenraums ist dabei an die neue S-Klasse mit dem senkrecht stehenden/liegenden mittleren Touchdisplay angelehnt. Im Gegensatz zu einem minimalistischen amerikanischen Mitbewerber gibt es hier aber zusätzlich auch noch ein Display hinter dem Lenkrad. Durch die Sonderausstattung unseres Modells müssen wir auch nicht mit einem großen Plastikrahmen hinterm Lenkrad und einer manuellen Klimabedienung leben, sondern sehen beide Male große, hochauflösende Bildschirme und die Klimabedienung erfolgt über den großen Hauptbildschirm.
Die Verarbeitung und der Materialmix sind hochwertig und alles wirkt solide. Nichts klapperte oder knarzte während der Fahrt. Erst als der Bass die Katze inhalierte vibrierte die Türverkleidung etwas und verstärkte somit den Bass
Geschaltet wird wie bei Mercedes üblich am Lenkrad. Das gefällt mir nach wie vor gut, so hat man in der Mitte mehr Platz für andere Elemente. In Zeiten in denen überall die Schaltgetriebe verbannt werden und Shift-By-Wire etabliert ist, macht sowas schon sehr viel Sinn. Der Scheibenwischer wird dabei am linken Hebel bedient, etwas ungewöhnlich aber man gewöhnt sich schnell. Neu ist ebenfalls der Startknopf, zumindest habe ich diesen in noch keinem Modell gesehen, eventuell gibt es selbigen in der S-Klasse. Generell wirkt er sehr hochwertig und auch Start-Stopp lässt sich noch ohne Sportmodus deaktivieren.
Dazu gibt es neue Sitze mit interessanten Kopfstützen. Diese lassen sich über die Neigung der "Halteschiene" in der generellen Position (Höhe sowie Vorne/Hinten) verstellen, dazu lassen sich die Kopfstützen selbst auch nochmal in der Höhe verstellen. Die Seitenwangen der Sitze sind dazu recht sportlich geformt und bieten genug Seitenhalt sollte es doch mal etwas sportlicher voran gehen. Mit der Mischung aus Leder und Alcantara (oder jeweils Nachbildungen) sehen die Sitze auch wirklich schön aus. Verstellbar sind sie im Standard teilelektrisch (Sitzfläche raus, Neigung der Sitzfläche sowie die Rückenlehne und Lordosestütze). Optional gibt es noch vollelektrische Sitze, diese haben dann die Verstellung auch in der Türtafel und nicht am Sitz selber. Hier waren allerdings "nur" die Teilelektrischen verbaut. Diese würde mir persönlich aber völlig reichen. Ich saß auf den 900km sehr bequem und beim sportlichen Fahren dennoch sehr "fest" in den Sitzen.
Testweise habe ich auch selbst hinter mir Platz genommen und kann berichten, dass dies durchaus gut funktioniert. Ich bin ca. 1,80m groß und sitze sehr tief und weit hinten. Dennoch konnte ich meine Füße etwas unter den Sitz schieben und meine Knie fanden ebenfalls Platz. Der Kopf kuschelte etwas mit der C-Säule und am Dach, es ist eben eine Limousine, aber nicht so, dass es stören würde. Hierbei spielt auch noch das verbaute Panorama-Glasschiebedach eine Rolle, welches bestimmt ein paar Zentimeter klaut.
Ebenfalls neu ist der Schlüssel. Dieser wirkt deutlich größer und ist auch deutlich schwerer als vorher. Ob das nun nötig ist oder nicht, ist Geschmacksache, aber er wirkt auf jeden Fall sehr wertig und liegt gut in der Hand. Ich musste ihn auch relativ oft in ebendiese nehmen, denn in dieser C-Klasse war Keyless-Entry nicht konfiguriert, ein Unding für mich.
Die neue Innenraumdesignsprache von Mercedes findet sich auch in den Lüftungsdüsen. Diese sind nun über dem Display angebracht, ähnlich den SUV-Modellen. Zudem sind sie weiterhin mit Ambiente-Beleuchtung versehen, wie auch sonst fast jedes Bauteil in dem Fahrzeug. Wie viel Ambient-Light wollt ihr? Mercedes-Designer: JA! Das ganze macht ordentlich was her, spiegelt sich bei höchster Helligkeit aber auch in der Frontscheibe. Vor allem auf der Kamera (z.B. Ampelerkennung, oder AR Navi) sieht man diese Spiegelungen dann ganz deutlich.
Das Lenkrad kennt man aus der E-Klasse, diese Touchfelder sind einfach nervig. Vor allem die Steuerung der Musik gestaltet sich schwierig. Ist man im "Musik-Menü" des Tachodisplays kann man durch swipen nach rechts oder links Titel zurück oder vor springen, wenn die Geste denn richtig erkannt würde. Oftmals wird eine vertikale statt horizontale Geste erkannt, für letztere muss man schon extrem gerade über das Touchfeld wischen. Dies ist die einzige Möglichkeit dies am Lenkrad zu tun, einen dedizierten Knopf oder Touchschalter gibt es dort nicht mehr. Lediglich am Hauptbildschirm gibt es noch zwei Touchbereiche, diese bei der Fahrt zu treffen ist auch eher schwierig als einfach. Wobei die Bedienung in der C-Klasse generell ganz gut klappt. Die Bereiche in denen das System einen Tastendruck erkennt gehen gefühlt deutlich über die sichtbaren Abgrenzungen der Bereiche hinweg. So trifft man auch den richtigen Knopf wenn man es während der Fahrt nicht schafft, diesen genau zu erwischen. Und da kommt dann direkt der nächste Kritikpunkt ins Spiel.
So sehr ich das neue Design auch mag und es erfrischend anders aussieht...die Postion des zentralen Displays ist einfach zu weit unten. Man muss den Blick von der Straße nehmen um dort etwas einzustellen. Und das kann einfach nicht die Lösung sein, wenn sich bei Mercedes früher und heute sonst alles um Sicherheit dreht. Ganz neu haben sie in Stuttgart einen Mittenairbag eingebaut (so auch bei Hyundai/Kia und Honda zu finden), welcher zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt. Den braucht man dann wohl auch wenn man auf den Vordermann auffährt weil man kurz schauen wollte wo man denn hin muss. Das die Sprachsteuerung in Mietwagen hierbei aufgrund deaktivierter Offlinedienste keine Hilfe ist, kennt man. In diesem Modell war die Online-Erkennung allerdings aktiviert und die Sprachsteuerung funktionierte gut. Irgendwie ist es aber einfach noch nicht in meinem Kopf, solche banalen Dinge wie die Klimabedienung über die Sprachsteuerung zu erledigen. Abhilfe könnte außerdem ein HUD verschaffen, dieses war hier aber leider nicht verbaut. Das ist doppelt schade, denn die AR-Navigation (s.o.) macht eigentlich erst richtig Sinn mit diesem. So müsste man auch wieder längere Zeit nach unten schauen während man fährt. Die Ampelerkennung hingegen finde ich sinnvoll. Endlich kein Kopfverrenken mehr.
Kommen wir zum System selbst: MBUX hat sich weiterentwickelt. Die Performance ist absolut erstklassig, die Rechenpower hinter dieser Einheit wurde mal mit Bedacht ausgewählt und ist nicht wie bei vielen anderen System "auf Kante genäht". Hier gibt es z.T. 3D Modelle der C-Klasse die man superflüssig bewegen/zoomen kann. So muss ein Infotainmentsystem 2021 werkeln. Die Kameras sind rundherum sehr scharf, die RFK lenkt sogar mit, das weiß zu gefallen! Das Navi funktioniert gut und hat sogar einige besondere Ziele mit drin.
Mir gefällt außerdem, dass dort ebenfalls eine kleine C-Klasse umherfährt und kein Pfeil o.ä. Die Liebe steckt im Detail. Die generelle Konnektivität funktioniert gut und schnell. Das Handy ist schnell gekoppelt, Android Auto Wireless schnell gestartet. Die Entscheidung die "Hauptleiste" hierbei links statt unten zu platzieren finde ich unglücklich, werden dort normalerweise noch Schaltflächen zur Steuerung der zweiten Anwendung angezeigt welche hier fehlen (z.B. Pause, nächster Titel bei Musik, oder Auflegen bei Telefon).
Auch das Tachodisplay ist nun Teil des MBUX (im Gegensatz zum Vorgänger). Hier merkt man die Evolution des Systems. Es gibt unterschiedlichste Anzeigemöglichkeiten, je nachdem was man gerade wo sehen möchte. Hier werden die Möglichkeiten eines Displays ausgenutzt. Look at this BMW!
Dann noch zu einem letzten Punkt im Interieur: Das Burmester 3D-Soundsystem. Das hat mich wirklich begeistert und ist das bisher beste System was ich in dieser Klasse gehört habe.
Klare Mitten und Höhen bei drückendem Bass, keine Verzerrungen oder sonst etwas. Man kann sowas immer schlecht beschreiben, daher: Selbst mal live anhören!
Dazu gibt es in der C-Klasse jetzt neu die persönlichen Klangprofile, hierbei wird man durch einen mehrstufigen Prozess geleitet bei dem man immer bestimmte Instrumente/Lautstärken/Auslegungen hört und diese bewertet bzw seine Individuellen Vorlieben einstellt. Am Ende bekommt man sein persönliches Klangprofil und kann dieses mit dem aktuellen vergleichen. Ich habe mal versucht den Prozess zu dokumentieren, der Sound kommt über das Handy natürlich nicht ansatzweise rüber.
Fahrgefühl
Schon auf den ersten Metern in der neuen C-Klasse merkt man, dass hier ordentlich Hand angelegt wurde. Die Dämmung ist meiner Meinung nach auf Niveau der E-Klasse, man fühlt sich beim Cruisen stark entkoppelt und muss tatsächlich genau auf den Tacho schauen damit man sich im Rahmen der Limits bewegt. Erscheint auf der Autobahn dann das magische graue Schild schlägt der starke Diesel zu. Die Beschleunigung auf 200 erfolgt schnell, aber ebenso unspektakulär. Würde man es nicht anhand des Tachos oder anderer Verkehrsteilnehmer sehen, könnte man man meinen man cruist hier gerade mit 130 km/h über die Bahn. Auch die abgeriegelten 250 (256 nach Tacho ist Maximum) erreicht die C300d mit Leichtigkeit. Das Fahrwerk macht seine Aufgabe hierbei sehr gut, man merkt den größeren Radstand. Die C-Klasse fährt unaufgeregt und sicher, die Spurstabilität ist sehr gut, für die Autobahn ist sie gebaut, vor allem mit diesem Antrieb. Auch im Nassen fühlte man sich auf der Autobahn trotz Hinterradantriebs jederzeit sicher.
Anders verhielt sich das auf der Landstraße. Mit ESP an rutscht ab und zu der Hintern, im Sportmodus (und damit verbunden ESP Sport) ist das nochmal eine ordentliche Spur schärfer. Hier muss man wirklich mit Bedacht das Pedal treten. Generell lässt sich die C-Klasse aber immer wieder gut einfangen und das ESP regelt dann auch gut wieder zurück. Mit ESP aus bin ich nicht gefahren und würde das bei feuchter Straße auch definitiv nicht empfehlen. Da es am Sonntag dann noch etwas trockener war, konnte ich nochmal eine sportliche Runde durchs Erzgebirge drehen, Fazit: Das Ding macht Spaß! Der Diesel zieht gut weg, der E-Motor unterstützt hierbei noch. Das Lenkrad liegt gut in der Hand, das 9-Gang Getriebe lässt sich dank der metallisch beschichteten Schaltwippen auch gut manuell schalten. Das Fahrwerk und ESP spielen im Sportmodus gut zusammen, die Lenkung gibt gutes Feedback und man fährt schneller durch so manche Kurve als man denken könnte. Insgesamt muss man auf der Landstraße wirklich aufpassen, dass man in Bereichen des Erlaubten und/oder moralisch vertretbaren bleibt.
In der Stadt oder beim Überlandgondeln fällt positiv auf, wie gut Motor/Getriebe mit den Assistenten harmonieren. So schaltet der Motor regelmäßig ab und man gleitet vor sich hin. An den roten Ampeln geht er dagegen rechtzeitig wieder an. Hier muss man nur aufpassen, dass man bei Nässe nicht zu viel Gas gibt. Ansonsten fängt das Auto recht schnell an zu "stempeln", auch in Comfort und ohne das man das eigentlich provozieren wollte. Ansonsten fährt sich die C-Klasse eben typisch wie ein Mercedes: Gut und gefühlt überlegen.
Die Assistenten im generellen funktionieren gut, die Distronic arbeitet zuverlässig. Die Übernahme der Geschwindigkeitsbegrenzungen anhand der Schilder war bei Abholung deaktiviert, ich habe sie ebenfalls nicht aktiviert, kann dazu also nichts sagen. Schade finde ich nach wie vor, dass man hier kein Limit+X einstellen kann, das wäre eine Funktion für die Praxis. Der Lenkassistent funktioniert dagegen gut und erkennt auch in Baustellen zuverlässig die korrekten Spuren. Grundsätzlich kann man in der C-Klasse viele Kilometer zurücklegen und danach entspannt aussteigen.
Verbrauch und Preis
Zu diesen beiden Punkten hatte ich ja bereits in den entsprechenden Threads etwas geschrieben. Hier nur nochmal zur Vollständigkeit.
Die neue C-Klasse fängt bei 41.138,30€ an, als C300d bei 51.788,80€. In dieser Ausstattung (sehr gut, nicht ganz voll) liegt sie bei 71.037,05€, hier nachkonfiguriert. Alles Bruttolistenpreise natürlich. Dass diese niemand zahlt ist klar. Die meisten Autos werden wahrscheinlich Firmenwagen werden, gefolgt vom Privatleasing. Ein Auto kaufen macht heutzutage ja kaum noch jemand. Wenn doch einer will: Mercedes-Benz in Erfurt verlangt für diesen Vorführer noch knapp 57.000€ laut einer Preisliste im Kofferraum.
Der Verbrauch lag über die knapp 900km bei 9,1 Litern auf 100 Kilometern. Dass das ganze nicht wirklich repräsentativ ist, versteht sich. Mein Fahrstil dürfte bekannt sein, zudem waren große Teile sportlich gefahrene Landstraße. Ich bin damit zufrieden. Die ausführlichen Infos gibt's im entsprechenden Thread.
Das Beste oder nichts?
Mit der neuen C-Klasse hat Mercedes ein wirklich gelungenes Auto auf die Beine gestellt. Natürlich hat es hier und da seine Probleme aber in seiner Gesamtheit weiß die C-Klasse zu überzeugen. Sie sorgt aber auch für interne Probleme: Wieso sollte sich jemand aktuell eine E-Klasse mit Vierzylindermotor bestellen wenn die C-Klasse in fast allen Belangen die E-Klasse übertrumpft. Aber Mercedes ist ja nicht auf den Kopf gefallen, die C-Klasse ist eines der meistverkauften Modelle der Stuttgarter und generell läuft es in dieser Klasse aktuell auch Herstellerübergreifend ziemlich gut, so ist der 3er aktuell BMWs meistverkauftes Auto. Und damit kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Hat die C-Klasse das Potenzial den 3er zu überholen? Kurzgesagt: Ja, das hat sie. Der 3er gefällt mir persönlich noch besser, vor allem durch das höher sitzende und gut integrierte Display sowie dem generellen Infotainmentsystem, welches nicht nur auf Touch ausgelegt ist. Aber wie dieses Rennen am Ende ausgeht, weiß niemand. Warten wir ab und genießen in der Zeit dieses gelungene Automobil aus Stuttgart!
Danke für's Lesen und nochmal Danke an Mr_T0astbr0t für's Foto Equipment und die entsprechenden Bearbeitungsskills und an seine E-Klasse für Modell stehen